Felix war zu jener Zeit, so um die Jahrtausendwende, ein Einzelkind. Im Haus in dem er sich wohlfühlte, vielleicht auch sogar Daheim vorkam, gab es keine weiteren Katzen. Er war ein Adoptivkind, nachdem er aus seinem Geburtshaus, liebevoll “Uewe Haus” genannt, nach “Eimjes” umgezogen war. Wohl kein großer Umschwung für ihn, denn auch bei seinen “Stiefeltern” war er mehr als willkommen, wurde gehegt und gepflegt, und zwar im “Premium” Modus.
Eine markante Geschichte, an die ich mich gerne erinnere, war Folgende:
Mein Sohn, Tom, gerade dabei als knapp Zweijähriger, gehen zu lernen, kam eines Tag mit zu seinen Großeltern, und jenem Haus in dem Felix nunmehr Quartier bezogen hatte. Tom kannte “seine” Katzen: jene, die er in Mengen gesammelt hatte, von kleinem bis ganz großem Kaliber, und welche die Verkäuferinnen an der Tanke, die ihn aufgrund seiner regelmässigen Besuche im “Plaza Shop” mit seinem Vater tätigte, gut kannten und auch sehr mochten, gerne als Geschenk und Spielzeug mit nach Hause gaben.
Für Tom waren dies Katzen, “point à la ligne”. Er besaß Tiger, Panther, Löwen: alle von einer gemeinsamen Rasse, in Form und Aussehen ähnlich. Aber halt nur in Plüschausführung.
An jenem denkwürdigen Tag, kam er durch den Eingangsflur und es wurde schnell offensichtlich, dass Meister “Felix” im Haus anwesend war. Meine Mutter warnte gleich: “Nimm Tom in Schutz, Felix soll ihm nicht zu nahe kommen”. War die Sorge berechtigt? Eher nicht, aber man wußte nie. Felix war ein agiler Kater, durchtrainiert, konnte vorallem sehr gut in die Höhe springen, und als “Einzelkind”, mit territorialen Instinkten ausgestattet, war er schon das eine und andere Mal auffällig geworden bezüglich seines Machtanspruchs und der damit verbundenen Kontrolle von Hoheitsgebieten die er als die seinigen erachte.
Nun kam es zur ersten Begegnung von Tom und Felix. Jeder war gespannt. Wie würde Tom auf die Katze reagieren? Er kannte nur seine Plüsch-Avatare. “Not the real thing”, wie jeder ausser ihm wusste. Gleich ging Tom auf den Kater zu, seine Augen glänzten, und wollte dieses vermeintliche Stofftier hochheben. Welche Überraschung nun. Da war aber hier auf einmal was ganz anderes im Spiel.
Daraufhin sprach meine Mutter den verdutzten Tom an: “Siehst Du Tom, das ist eine andere Spielkatze als jene die Du zu Hause aufbewahrst. Diese Katze bewegt sich, genauso wie Du, sie ist lebendig. Mit diesem Schmusekater kannst Du ganz anders spielen. Felix nicht vergleichbar mit der Katzenschar die sich in der Spielkiste bei Dir zu Hause aufhält”.
Und von nun an war aus dieser Liebe “auf den ersten Blick” eine für die Ewigkeit geworden.
Als Tom größer wurde, dachte ich oft zurück an diesen einen lieben Moment als er “Katzenwesen” (the real thing) entdeckte und sich unsterblich in sie verliebte. Nämlich dann wenn wir gemeinsame Fahrradtouren unternahmen und wir zufällig einer Katze begegneten. Ein “Stopover” war unausweichlich und konnte nie “ge-cancelled” werden. Wir mussten anhalten, Tom stieg von seinem GIANT TCR Advanced 2 – Rennrad, und versuchte sich sofort der Katze zu nähern. Die immer gleiche Aktion bestand darin die Katze zu grüßen, sie zu streicheln, und somit eine weitere Katze über diesen Weg kennengelernt zu haben, und wohl auch die Annahme wieder einmal bestätigt zu bekommen, dass es sich hier um eines dieser “liebenswerten” Wesen Katzen handele.
Diese Liebe der Menschen zu den Katzen wird auch eindrücklich und in, zum Teil, lebhaften Episoden von Autorin Abigail Tucker in ihrem populären Buch “Katzen – Wie sie erst uns und dann die Welt eroberten” beschrieben. Eine empfehlenswerte Lektüre.
Referenzen:
Tucker, Abigail. The Lion in the Living Room: How House Cats Tamed Us and Took Over the World. First Simon & Schuster hardcover edition. New York, Simon & Schuster, 2016.
Goodreads | ZEIMET Marc – Review: “Un lion sur le canapé: Comment les chats ont pris le pouvoir” par Abigail TUCKER, 400 pages, Albin MICHEL.