Zeimet Muller Josephine Porträt

Zur Erinnerung an Joséphine Zeimet-Muller aus Flaxweiler

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Wenn an diesem Sonntag, traditionell und wie jedes Jahr, die Fronleichnam-Prozession des Pfarrverbandes Widdebierg in Flaxweiler stattfindet, dann wird zumindest an der “Jesus Erlöser” Kapelle “an der Hiehl” auffallen, dass hier sich etwas unwiederbringlich verändert hat. 

Denn die Präsentation der opulenten Blumenbeschmückung dieser Dorfkapelle war für Joséphine Zeimet-Muller das Stelldichein des Jahres. Trotz ihres hohen Alters wollte sie diese Aufgabe so lange es ihr möglich war, voll und ganz wahrzunehmen, und die darin bestand ihre prachtvollen Arrangements vornehmlich mit Rosen-Schnittblumen persönlich herzurichten. Zu diesem Festtag war die Kapelle sozusagen vollgestopft mit Blumensträußen, zur großen Freude der Pfarrgemeinschaft und als Augenweide für jeden interessierten Betrachter einer würdigen Dekoration dieses Monumentes. Und das Bild muss so einprägsam gewesen sein, dass jedes Jahr Dorfbewohner, Passanten und Vorbeifahrende an der Kapelle einen Moment anhalten wollten, um das Blumen-Kunstwerk an diesem Bethaus gar fotografisch festzuhalten. 

Nun ist die Meisterin Ende letzten Jahres zu ihrem Schöpfer abgerufen worden. Und viele prophezeiten, dass sich die Kapelle nie mehr so wie bisweilen gewohnt zum Fronleichnamstag präsentieren würde, und dass die Prozessionsteilnehmer sich auf eine etwas dezentere Beschmückung einstellen müssten.

Eine Ära mag zu Ende gegangen sein. Doch dann ist dies wohl der Augenblick für die Pfarrgemeinde, das Engagement und die Schaffenskraft dieser einfachen, dynamischen, hilfsbereiten Frau aus dem Volk zu würdigen und an sie zu erinnern.

MULLER Sisters Bous
Auf der linken Seite meine Tante “Maria” und auf der rechten Seite meine Mutter “Joséphine”.

Joséphine Muller verh. Zeimet wurde am 19. März 1930 in Bous geboren. Ihre Eltern brauchten jede Arbeitskraft, die eine Hand mit anlegen konnte. Schnell musste sie ihre Talente und Qualitäten einsetzen, um ihren Beitrag zu leisten, um sowohl die Familie als auch den kleinen elterlichen Winzer- und Bauernbetrieb über die Runden zu bringen. Dann brach der 2. Weltkrieg aus, die Not wurde schlimmer, zudem musste die Familie in dieser schweren Zeit um das Leben und das Schicksal der todkranken ältesten Tochter Maria Muller kämpfen. All diese Erlebnisse, vor allem die Schicksalschläge aus ihrer Jugendzeit, hinterlassen Spuren und Verletzungen in ihrem Wesen.

Nach dem Krieg nahm sie eine Stelle als Koch-Fachkraft in der Zithaklinik an. Nicht nur ihr Arbeitgeber schätzte ihre Kochkünste, auch in der Pfarrei wurde sie gerne und oft engagiert bei Primizen oder bei Kirchweihfesten. 

Schon früh half sie in der Pfarrei Neunkirchen (Pfarrgemeinde der Ortschaften rundum Bous) beim Design und dem Anlegen von Blumenteppichen, die traditionsgemäß für die Fronleichnamsprozession hergerichtet wurden. Fasziniert von dieser Kunst begab sie sich gar einmal in den 1990er Jahren am Fronleichnam-Festtag nach Hüfingen in Baden Württemberg, wohl der bekannteste Ort nördlich der Alpen für durchgehende farbenprächtige Blumenteppiche. 

Anfang 1960 heiratete sie Marcel Zeimet aus Flaxweiler, sie hatten zusammen vier Kinder und mittlerweile fünf Enkelkinder. Das Engagement für die Familie und, dann, wenn Zeit dafür blieb für die Angelegenheiten der Kirchengemeinde, waren so etwas wie ein roter Faden in ihrem Leben und dies bis ins hohe Alter hinein. Und ihre Arbeit wurde geschätzt. Das langjährige Schmücken der Kirche mit Blumen, oft in Blumensteck-Arrangements ausgeführt, das delikate Waschen, anschließend komplexe Bügeln und Falten der Altartücher, Chorröcke und Priesteralben forderte ihr ganzes Talent ab. 

Aber auch das allwöchentliche, unentgeltliche, ehrenamtliche Dekorieren der Pfarrkirche mit Blumen lag ihr über viele Jahrzehnte am Herzen. So pflegte sie übers Jahr, mit viel Fachkenntnis und reichlich Einsatz, Blumen für jede Jahreszeit. Viel Hingabe forderten besonders übers Jahr selbstgezüchtete Chrysthemenstöcke ab, um zu Allerheiligen und Allerseelen die Kirche für eine kurze Zeit mit weißen Chrysanthemen ausschmücken zu können.

Zu ihrer großen Überraschung ehrte sie Erzbischof Mgr (heute Kardinal) Jean-Claude Hollerich persönlich in der Kathedrale anlässlich der Oktave 2013 für ihr “Lebenswerk”, insbesondere für das Engagement in der Kirche über einen Zeitraum von über 60 Jahren.

Viele ihrer Talente hatte sie für sich selbst und autodidaktisch entwickelt. Dabei hatte sie den Drang und das Bedürfnis, ihre Arbeit immer so gut zu verrichten, wie es ihr nur irgendwie möglich war. Da war ein gewisser Hang zum Perfektionismus zu erkennen und das war denn auch ihr Markenzeichen. 

Joséphine Zeimet-Muller war ein naturverbundener Mensch und sie liebte Blumen und Pflanzen über alles. Als sie bei ihrer Heirat zu ihrem Ehemann nach Flaxweiler zog, brachte sie, als Erinnerung an ihre Heimat Bous, welche in der Moselgegend angesiedelt ist, ein paar Weinstöcke mit nach Flaxweiler und bewies über ihre mehr als 50 Jahre in Flaxweiler, dass es möglich sei in diesem Hinterland der Moselregion schmackhafte Trauben zu züchten.

Aber auch ihre Gastfreundschaft war angesehen. Bei “Joséphine” wurde bei Besuch immer gutes, selbst vorbereitetes Essen, zumindest ein Imbiss, aufgetischt. Das war Tradition und Programm bei ihr. Früher als die Dorfgemeinschaften noch anders funktionierten, kamen ältere Nachbarn gerne bei sie ins Haus um “über dieses und jenes zu plaudern”, im Volksmund “zerûchten” genannt. Eine dieser regelmässigen Besucherinnen erklärte immer wieder “et ass engem eppes Neies” um, mit gewisser Bewunderung und ehrlichem Respekt, Bezug auf das Koch-Repertoire ihrer Gastgeberin zu nehmen.

Für ihre Familie war der doch etwas plötzliche Verlust dieser engagierten Person schmerzlich, für die Gemeinschaft des Pârverbandes wird über Zeit wohl sichtbar werden, dass hier ein Mensch ein Vermächtnis hinterlassen hat, welches interessierte Nachahmer als nicht unwesentliche Herausforderung aufgreifen können.

Jesus Erlöser Kapelle (in Privatbesitz Sylvie ZEIMET ép Schintgen): Feierliche Beschmückung für Corpus Christi Fronleichnam-Prozession Flaxweiler [Foto bearbeitet von Tom ZEIMET]

Referenz:

Joséphine Cathérine MULLER geb. Zeimet vor der Flaxweiler Dorfkapelle “Jesus der Erlöser”, am Festtag von “Corpus Christi” anläßlich der feierlichen, jährlichen Fronleichnamsprozession. Die Kapelle wurde von ihr über viele Jahre hinweg geschmückt. Das artistische Herrichten von Blumensteck-Arrangements war eine ihrer vielen großen Fähigkeiten.
Foto aufgenommen und bearbeitet von Tom ZEIMET.

Die Geschichte der Blumenteppiche in Hüfingen, BW – Deutschland. Internet Link Fronleichnamfest

Fronleichnam in Hüfingen Baden-Württemberg 2022 – Internet Link Veranstaltung

Luxemburger Wort “Langjähriges Engagement in der Luxemburger Kirche belohnt“, Beitrag vom 08. Mai 2013. In Pressreader Online

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