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Der Hausname “A Kéipléier” in Bous – “Nomen est omen” oder “Der Titel ist Programm”

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Es ist nur eine Vermutung, aber sie kann weitgehend mit der bekannten früheren Realität übereinstimmen. Das Haus genannt “A Kéipléen” stand im Ortsteil “Reimisch Bous”. Dieser Bezirk der Ortschaft Bous erlangte zu Ruhm als im 19. Jahrhundert Überreste von Bauten aus der römischen Zeit gefunden wurden. Die Ortschaft Bous und insbesondere die südliche Flanke (“Burgaass”) war Vorposten im Verteidungsring rundum das strategisch wichtige Ricciacus Vicus auf den Anhöhen des Plateaus Welfringen Dalheim Filsdorf Aspelt. 

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Meine Großeltern auf dem Feld, mit ihrem Ochsen, der das Grundstück pflügt.

Im Garten des Nicolas Muller, seines Zeichens Bauer und Tagelöhner, wurden Mauern gefunden und herausragend hierzu ein römisches Mosaik. Der Hausname wird in den diesbezüglichen Berichten mit “A Kéipeelen” angegeben. Und bis heute blieb der Rufname bestehen. 

Wo kommt die Bezeichnung her? Gemäß Wörterbuch der Luxemburgischen Mundart (Engelmann Uni Luxembourg) lautet Keipléer ein Kuhbauer. Nun gab es wohl im 19. Jahrhundert, und sicherlich auch vorher viele niedergelassene Landwirte, die unter anderem auch der Viehzucht nachgingen und eigene Kühe hielten. Die zweite Erklärung des Namens gibt schon etwas mehr Bezug zur Aktivität her: Keipléer wäre ein Kuh-Pflüger. Und hier trittt eine Vermutung hervor, die mit einer bekannten Art Kühe, sprich Ochsen zum Pflügen zu verwenden. 

Mein Großvater, namens Nic Müller, und vermutlich bereits seit Generationen in dieser Familie, hielt Ochsen, die er in seiner landwirtschaftlichen Tätigkeit zum Einsatz brachte: Pflügen, Ackern, Wagen ziehen. Und die mir bekannten Ochsen hatten Namen, einer war der “Felix”, der andere “Caesar”. Der eine Ochse hatte rot-weißes und der andere schwarz-weißes Fell. 

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Von links nach rechts: meine Großmutter Marie Lucia Wagner, mein Großvater Nic Muller, meine Tante Virginie Muller (sie war die Schwester meiner Mutter).

Die Tiere waren gutmütig und erstaunlicherweise stark. In Bous war Nic Muller für seine Ochsen bekannt, und Ende der 60-ziger Jahre war er auf einen Schlag bekannt im ganzen Land als ein Werbespot gedreht wurde mit dem Motto “Drenk een Pättchen an Eieren ann looss Dech feieren”. In der Werbung sah man einen jungen Mann der etwas zu viel getrunken hatte, und auf dem mit  Tēīssel (Deichsel) ausgerüsteten, lenkbarem zweiachsigen Ochsenkarren, lag, und mein Großvater Nic Muller am Lenkersitz seines nach römischen Vorbild gebauten Karrens, der spektakulär gezogen wurde von seinem Ochsen.

Sehr lustig, anachronistisch allemal, aber von der Idee und Umsetzung her ein regelrechter Scoop.

Heute ist der landwirtschaftliche und Winzerbetrieb von Nic Muller und Marie Wagner leider Geschichte, der Name “A Keipeelen” in Bous aber noch präsent und von Alteingesessen immer gerne und liebevoll benutzt.

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